Die Wahl meiner Bastelprojekte ergibt sich momentan hauptsächlich aus den Werkzeugen und Materialien die mir zur Verfügung stehen. Aktuell habe ich nicht die handwerklichen Fähigkeiten besonders tolle Sachen zu bauen, also bastle ich entweder Dinge die nützlich sind, oder einfach Kram den mein Materialvorrat so hergibt, einfach um zu üben und Erfahrung zu sammeln.
In letztere Kategorie fällt dieses Projekt. Die Idee dazu habe ich irgendwann mal auf YouTube gesehen; das genaue Video finde ich nicht mehr, aber eine einfache Suche nach „LED Sign“ liefert tausende Ergebnisse. Es ist einfach genug um in einem Zwei-Stunden-Zeitfenster fertig zu werden, und es erlaubt mir nicht nur ein paar bisher ungenutzte Funktionen des METABO-Multitools auszuprobieren, sondern auch meine selbstgebaute variable Stromquelle zu nutzen um damit eine alte „Mini Bully“ Fräsmaschine zu testen. Was will ich mehr?
Das Acryl
Zuerst ein bisschen Hintergrund: Seit ich das Internet nutze habe ich eine Schwäche für schicke, individuell gestaltete 404-Seiten. Ich mag es einfach, wenn Webseiten mit Liebe zum Detail gestaltet sind und ein kaputter Link nicht völlig das Nutzererlebnis zerstört, sondern fast schon zur freudigen Überraschung wird. Dementsprechend wird dieser Blog natürlich auch so eine individuelle 404-Seite bekommen. Eigens zu diesem Zweck habe ich eine angepasste Version des Logos entworfen, in dem der Netzstecker durch ein Funkensprühendes Kabelende ersetzt ist. Das Ergebnis gefällt mir ausserordentlich gut – So gut, dass es mir ein bisschen weh tut das es natürlich im Idealfall niemand zu Gesicht bekommen wird.
Nun habe ich hier grade passender Weise ein Projekt dessen Funktion es ist, ein Motiv zur Schau zu stellen. Da musste ich nicht lange überlegen was ich zum Ausprobieren Nutzen werde. Die relative Komplexität des Designs dient weiterhin als hervorragender Test dafür, wie schwierig es ist kleine Details mit der Fräsmaschine nachzuzeichnen. Also fix das 404-Logo ausgedruckt, mit ein bisschen Tesa hinten auf der Acrylplatte befestigt, und an die Arbeit!
Zum Fräsen habe ich einen Spitz zulaufenden, lamellierten Einsatz benutzt, der im Set des „Mini-Bully“ enthalten war. Die Spitze ermöglicht das zeichnen sehr feiner Linien, verfängt sich aber auch leicht im Acryl, wodruch einige der Linien recht unsauber geworden sind. Ich muss noch ein paar andere Einsätze testen, um sagen zu können ob dies eine gute Wahl war. Insgesamt war der Vorgang sehr viel einfacher als ich erwartet hatte. Trotz der schnellen Drehung des Werkzeugs zieht es kaum seitlich weg, sondern lässt sich insgesamt fast wie ein Stift benutzen.
Leicht erschwert wird das Ganze dadurch dass der Ausdruck hinter dem Acryl befestigt ist, und das Nachzeichnen sozusagen „in der Luft“ 2mm über der Vorlage geschieht. Das bedeutet das man beim Fräsen am besten relativ genau aus der Vogelperspektive auf das Werkstück guckt, weil ein zu spitzer Blickwinkel eine optische Verzerrung zur Folge hat.
Die Basis
Ich habe keine Ahnung von Holzsorten und nicht den blassesten Schimmer was ich hier verwendet habe. Auf jeden Fall ist es ein helles, sehr weiches Holz das ich genau deshalb gewählt habe, weil ich keine Lust hatte bei meinem ersten Versuch einer „echten“ Holzarbeit das kleine Fräsbit aus dem für Modellbau gedachten Feinschleifer-Sets sofort zu zerbrechen.
An diesem Punkt kam zum ersten mal das Multitool zum Einsatz: Zuerst als Tischkreissäge, dann als Bohrständer/Fräse, und zuletzt als Tellerschleifer. Ich hatte eigentlich geplant diesen Arbeitsabschnitt zu Filmen, hatte aber diverse Probleme mit der Kamera und in der begrenzten Zeit die mir an dem Tag zur Verfügung stand letztendlich nicht die Geduld das Problem zu lösen. Ein Video von einem vergleichbaren Einsatz des Multitools wird bald folgen.
Dies sind leider die einzigen Fotos die ich von dem Prozess habe:
Vor dem Fräsen, mit kleinem Bohrkopf und 1.8mm Fräs-Bit Multitool als Tellerschleifer – als Kleine Version mit Mini-Tisch und 115mm Klett-Schleifscheiben.
Der Prozess war recht simpel – Zunächst habe ich das Stück mit der Kreissäge zugeschnitten, dann den Fräseinsatz in den Bohrständer eingespannt und den Tiefenanschlag positioniert, und dann einfach das Holzstück entlang des Tischanschlages unter der Fräse durchgeführt bis ich eine hinreichend Tiefe und saubere Kerbe in der Mitte des Stückes hatte, was wunderbar funktioniert hat.
Danach kam eine ausführliche Behandlung mit Sandpapier, in 60er Schritten von 60er bis 240er Körnung. Als Neuling auf dem Gebiet der Holzarbeiten bin ich nachhaltig fasziniert davon, was für babypopoweiche Oberflächen mit diesem Vorgang erreichbar sind.
Von der anderen Seite habe ich dann mit einem 5mm Bohrer zur exakten Tiefe der Kerbe gebohrt, was ich ohne den Bohrständer und seinen Teifenanschlag nicht hätte bewerkstelligen können. Danach habe ich mit einem 8mm-Bohrer ein paar weniger Tiefe Löcher gebohrt um auf der Unterseite eine größere Mulde zu schaffen, in der ich die Drähte verlegen und das Kabel befestigen konnte. Die Mulde habe ich mit dem Feinschleifer und einem Schleifaufsatz etwas bereinigt und dann die Elektronik testweise auf einem Proto-Board aufgebaut und das Ganze ohne befestigung einfach darauf gesetzt. Die LEDs passen genau in die 5mm-Löcher und halten das Brettchen zuverlässig in der Luft, was für einen ziemlich coolen Schwebe-Look mit Unterbodenbeleuchtung sorgt.
Die Elektronik
Um die 5 LEDs in Parallelschaltung betreiben zu können ist es nötig jede davon mit einem eigenen Widerstand zu verbinden. Ich verwende das 5V USB-Netzteil eines kaputten Babyphons; Für diese Spannung sind 220 oder 330 Ohm eine gute Wahl.
Die Elektronik möglichst Flach in der Mulde im Holz zu installieren war eine etwas fummelige Angelegenheit – Letztendlich habe ich erst die Widerstände an die Anoden der 5 LEDs gelötet, diese dann in das Holz eingesetzt und dann vor Ort die Drähte so zurechtgebogen das ich sie an der Stelle verlöten konnte. Das Holz hat dabei ein paar leichte Brandflecken abbekommen, was aber auf der Unterseite nicht weiter stört.
Der letzte Schritt war eine kleine Aussparung für das Kabel zu fräsen und alles einmal komplett in Heißkleber zu tränken. So ist das ganze nicht nur sicher befestigt, sondern auch gleich ordentlich isoliert.
Auch der simpelste Schaltkreis sollte getestet werden, bevor man ihn fest installiert Finale Version mit blauen LEDs Das fertige Endprodukt
Ausblick
Ein paar Kleinigkeiten gibt es, die ich beim nächsten Mal verbessern würde:
- Eine tiefere Kerbe für das Acryl, zum einen um die einzelnen LEDs besser zu verbergen, und zum anderen um für einen sichereren Stand der Acrylglasscheibe zu sorgen.
- 3 LEDs hätten vermutlich vollkommen ausgereicht.
- Vorher verschiedene Fräsaufsätze ausprobieren, um einen gleichmäßigeren Look und gradere Linien in dem Acryl hinzubekommen.
- Vorsichtiger mit der Acrylscheibe umgehen – Zwischen Herstellung und Einbau hat diese ein paar feine Kratzer abbekommen, die durch die Beleuchtung jetzt relativ deutlich sichtbar sind.
- Holz mit einer interessanteren Maserung und mehr Eigengewicht verwenden.
- Ich bin immernoch nicht sicher ob mir Rot oder Blau besser gefällt.
Insgesamt bin ich trotzdem sehr zufrieden mit dem Projekt. Nicht nur habe ich sowohl im Umgang mit dem Werkzeug als auch im Umgang mit Holz einiges lernen können, auch mit der Ästhetik des Endproduktes bin ich wirklich zufrieden. Statt des Netzteils kriegt es den Strom jetzt vom USB-Hub meines Laptops und verschönert mir den Arbeitsplatz wann immer ich mit dem Laptop am Schreibtisch sitze.